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Der Hopper - Alternative oder Ergänzung des öffentlichen Nahverkehrs?
Es hört sich alles wunderbar an: Man bucht über eine App oder das Telefon einen geräumigen PKW, der als "modernes Anrufsammeltaxi" von Haltestelle oder "point of interest" wie dem Rathaus oder dem Ärztezentrum zum Ziel führt. Praktisch direkt vor der Haustüre können die Bewohner zurzeit im Ostkreis - Hainburg, Mainhausen und Seligenstadt - durchstarten, ohne sich an einen Fahrplan halten zu müssen. Wenn es denn eine Einigung bei den zuständigen Gremien gibt, dann wird das - sehr teure - Projekt im Kreis Offenbach weiter ausgebaut.
Zunächst sind alle begeistert:
https://www.1730live.de/e-hopper-ergaenzen-oeffentlichen-nahverkehr/
Ist das alles Gold, was da so glänzt?
Seit Jahren ist zu beobachten, dass der ÖPNV sich aus der Fläche zurückzieht.
Busverbindungen wurden eingestellt und die Aufgabe den Kommunen zugewiesen, die zum Teil mit der Einrichtung der AST Anrufsammeltaxis reagierten. Die Feinerschließung liegt schon heute am Boden, was sich in allen Ortsteilen auch von Dreieich beobachten lässt.
Nun gibt es Städte, die einen eigenen Busverkehr haben - wie Mühlheim oder Dreieich - und solche, die keinen haben. Es gibt die Entwicklung, dass sich der Kreis seit Jahren auf so genannte „Schnellverbindungen“ oder die kommunenübergreifenden "Transitstrecken" konzentriert und den Rest den Kommunen überlässt. Ein Beispiel ist die Linie OF99 von West nach Ost.
Macht der Hopper alles besser?
Das Pilotprojekt wird vom Kreis initiiert - insofern nimmt der Kreis hier eine Aufgabe wahr, die zuvor an die Kommunen zurück verwiesen worden war. Bezahlt werden muss es natürlich trotzdem, die Frage ist von wem und nach welchem Schlüssel. Die Diskussion läuft, auch die Entscheidung darüber, ob eine Ausweitung in den Kreis insgesamt erfolgt.
Bereits jetzt gibt es die Idee, dass der Hopper dann die Stadtbusverkehre ersetzen könnte.
Das ist grundsätzlich abzulehnen, denn der öffentliche Bus hat ein größeres Platzangebot, fährt nach Fahrplan, ist eine Bringschuld und - fährt für die Nutzer viel billiger. Wer glaubt, den Teufel mit dem Belzebub austreiben zu können, der irrt.
Wie soll die Masse an Berufstätigen mit einem Hopper zu Stoßzeiten transportiert werden? Dafür ist das Modell gänzlich ungeeignet. Trotzdem wittert ein erster Bürgermeister - ich nenne keinen Namen - Morgenluft und glaubt, den Stadtverkehr abschaffen zu können, und damit auch die Kosten dafür, in der Hoffnung, dass die Aufwendungen für den Hopper eben von allen kreisangehörigen Kommunen getragen werden.
Weiter sind die Nutzer von Dauerkarten die Gekniffenen, da für jede Fahrt Extrakosten anfallen. Wie teuer soll es denn für den Werktätigen noch werden, der jeden Tag zwei Mal die "Öffentlichen" nutzt?
Und wie sieht es mit den so genannten Mobilitätsketten aus? Ein Hopper transportiert zum Beispiel kein Fahrrad – "bike and ride" unmöglich. Wie sieht es mit Kinderwagen aus? Ein einzelnes der im Ostkreis fahrenden Fahrzeuge kann zumindest einen Rollstuhl mitnehmen.
Sozial ausgewogen ist das Angebot auch nicht. Ein Kleinrentnerin wird sich schwer überlegen, ob sie für 7 Kilometer einfache Strecke 6 Euro zahlt, da wo vorher vielleicht der (inzwischen eingestellte) Bus für 2,10 Euro gefahren ist.
Das Fazit: Der Hopper kann als – irgendwie von allen Bürgern getragene „Luxusofferte“ allerhöchstens ein ergänzendes Angebot sein - aber nur bei einem funktionierendem und exzellent ausgebauten Bus- und Bahnnetz. Davon sind wir aber noch weit entfernt.
Das ganze Gerede von dem hervorragenden Status des ÖPNV im Kreis ist über weite Strecken schlichtweg Umfug. Dass permanent wiederholt wird, wie toll der ÖPNV im Kreis ist, macht die Behauptung auch nicht wahrer.
In allererster Linie muss das Busnetz wieder ausgebaut, die Takte verdichtet werden. Es macht keinen Sinn, einem Luxusprojekt viel Geld hinterher zu werfen, wenn die Grundversorgung vorne und hinten nicht stimmt.








